Daten 2006
Daten des Nationalen Referenzzentrums für Meningokokken für das Jahr 2006
1) Einleitung
Das Nationale Referenzzentrum für Meningokokken ist vom RKI mit der Feintypisierung und der Surveillance von Antibiotikaresistenzen bei Meningokokken beauftragt. Insgesamt wurden im Jahr 2006 673 Proben von 609 Patienten untersucht. Das NRZM konnte Neisseria meningitidis bei 541 Patienten nachweisen, von welchen bei 461 ein Meningokokkennachweis aus primär sterilen Materialien erfolgte (diese Zahl entspricht der Anzahl der invasiven Erkrankungen). Im Vergleich wurden 526 Fälle von invasiver Meningokokkenerkrankung im Jahr 2006 an das RKI gemeldet, Stand 3.1.2007, vgl. SurvStat@RKI). Bei 67 Patienten erfolgte der Nachweis ausschließlich mit kulturunabhängigen Methoden. Der Anteil der Serogruppe C Erkrankungen stieg leicht auf 26,5%, während der Anteil der Serogruppe B Erkrankungen auf 67,8% sank. Meningokokken der Serogruppe Y und W-135 verursachten im Jahr 2006 3,5% bzw. 1,7% aller invasiven Erkrankungen.
Neben der Serogruppe sind der PorA- und FetA-Typ wichtige Marker der Feintypisierung (vgl. a. unsere Vorberichte 2004 und 2005). Es wurden im Jahre 2006 180 unterschiedliche Serogruppen-PorA-FetA-Kombinationen beobachtet. Der im Vorjahr häufigste Feintyp B:P1.7-2,4:F1-5 wurde durch C:P1.5,2:F3-3 abgelöst. Die häufigsten Feintypen im Jahr 2006 waren C:P1.5,2:F3-3 (11,5% aller invasiven Isolate), B:P1.7-2,4:F1-5 (9,2%), B:P1.7,16:F3-3 (5,6%), B:P1.7-2,4:F5-1 (4,1%) und B:P1.18-1,3:F1-5 (2,9%) (vgl. unten).
Die Früherkennung von feintypspezifischen Häufungen und die Auswertung von geografischen Verteilungen wird seit Sommer 2006 durch die Implementierung des öffentlich zugänglichen Geografischen Informationssystems EpiScanGIS erleichtert. Die Webseite wurde in Zusammenarbeit mit dem II. Lehrstuhl für Informatik und der Firma Ridom erstellt und setzt unter anderem das bewährte Clustererkennungsprogramm SaTScan ein.
2) Serogruppenverteilung aufgeschlüsselt nach Bundesländern
3) Serogruppenverteilung aufgeschlüsselt nach Altersgruppen
4) Häufigkeit der Sequenztypen des äußeren Membranproteins PorA, gekennzeichnet durch die variablen Regionen VR1 und VR2
5) Häufigkeit der Feintypen aufgeschlüsselt nach Altersgruppen
6) Antibiotikaresistenzen von Vitalstämmen des Jahres 2006
Im Jahre 2005 wurden vom CLSI (vormals NCCLS) neue Kriterien für die Interpretation der minimalen Hemmkonzentrationen herausgegeben, welche von unserer bisherigen Beurteilung nach dem Konsensus der EMGM 2003 geringfügig abweichen. Die entsprechenden Interpretationsmöglichkeiten sind deshalb untereinander aufgeführt. Eine Harmonisierung der beiden Richtlinien steht noch aus.
7) Geografische Verteilungen
Anmerkung zu den geografischen Verteilungen: Das Verteilungsverhalten der Serogruppe B und C Fälle ist vergleichbar. Wie im letzten Jahr ist eine räumliche Häufung des häufigsten Feintyps B:P1.7-2,4:F1-5 im westlichen NRW auffällig. Auffallend ist weiter die Häufung des Feintyps Feintyp C:P1.5,2:F3-3 in Mittelfranken, besonders im 2. Qartal. ET-15 Meningokokken wurden auch 2006 wie in den Vorjahren besonders in NRW identifiziert. Das Auftreten dieses Klons in BY und BW nahm demgegenüber ab. Die Zahl der dargestellten ET-15 Fälle in Deutschland ist jedoch wahrscheinlich unterschätzt, da nur kulturell positive Meningokokken derzeit auf das Vorliegen des ET-15 Klons untersucht werden können.
Die mit Stern (*) markierten Karten wurden mithilfe des Geografischen Informationssystems EpiScanGIS erstellt.
8) Letalitätsdaten für die Serogruppe B und C
Letalitätsdaten werden von den einsendenden Laboratorien mitgeteilt. Eine fallbezogene Überprüfung durch das NRZM erfolgt nicht. Falsch negative Fälle sind wahrscheinlich. Tendenziell ist die Letalität bei Serogruppe B Erkrankungen geringer als bei Serogruppe C Erkrankungen (8,3% ggü. 11,5%), der Unterschied ist allerdings, bezogen auf das Jahr 2006, statistisch nicht signifikant.
9) Publikationen des NRZM
Originalpublikationen:
Elias J, Harmsen D, Claus H, Hellenbrand W, Frosch M, Vogel U. Spatio-temporal Analysis of Invasive Meningococcal Disease, Germany. Emerg Infect Dis 2006;12:1689-1694.
Elias J, Wartburgkreis Gesundheitsamt, Claus H, Frosch M, Vogel U. Evidence for indirect nosocomial transmission of Neisseria meningitidis resulting in two cases of invasive meningococcal disease. J Clin Microbiol 2006;44:4276-4278.
Schrauder A, Claus H, Elias J, Vogel U, Haas W, Hellenbrand W. Capture-recapture analysis to estimate the incidence of invasive meningococcal disease in Germany, 2003. Epidemiol Infect 2006:1-8.
Oppermann, H., B. Thriene, H.M. Irmscher, L. Grafe, M. Borrmann, D. Bellstedt, S. Kaynak, W. Hellenbrand & U. Vogel. 2006. [Meningococcal carriage in high school students and possible risk factors]. Gesundheitswesen 68, 633-7.
Elias, J. and U. Vogel. 2007. IS1301 Fingerprint Analysis of Neisseria meningitidis Strains Belonging to the ET-15 Clone. J. Clin. Microbiol. 45:159-167.
Findlow, H., Vogel, U., Mueller, J.E., Curry, A., Njanpop-Lafourcade, B.M., Claus, H., Gray, S.J., Yaro, S., Traoré, Y., Sangaré, L., Nicolas, P., Gessner, B.D., and Borrow, R. Three cases of invasive meningococcal disease in Burkina Faso caused by a capsule null locus strain circulating among healthy carriers. J. Infect. Dis. accepted for publication.
Übersichtsartikel:
Schröter M, Elias J, Hellenbrand W, Ziemer B, Baumeister H, Vogel U. Die Epidemiologie von Neisseria meningitidis in NRW. Rheinisches Ärzteblatt 2006;4:19-21.
Elias J, Reinhardt M, Frosch M, Vogel U. Meningokokkeninfektionen in Deutschland 2005: Daten des Nationalen Referenzzentrums. 6 ImpfDialog (3) 119-124 (2006)
Claus, H., Vogel, U., Swiderek, S., Frosch, M., and Schoen, S. 2006. Microarray analyses of meningococcal genome composition and gene regulation: review of the recent literature. In revision FEMS Microbiol. Rev. Epub ahead of print.
Fox, A.J., Taha, M.K., and Vogel, U. Standardized non-culture techniques recommended for European reference laboratories. FEMS Microbiol. Rev. Epub ahead of print.
Allgemeiner Hinweis: Die Daten des NRZM werden im Auftrag des RKI ermittelt. Eine wissenschaftliche Verwertung der Daten durch Dritte ist ohne Genehmigung des NRZM und des RKI nicht gestattet. Eine kommerzielle Verwendung der Daten z.B. für Werbezwecke ist untersagt. Eine Reproduktion der grafischen oder tabellarischen Darstellung auch zum Zwecke von Vorträgen ist nicht gestattet.
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