Erregerbeschreibung
Allgemeines: Arten und geographische Verbreitung
Echinokokken gehören zu den Bandwürmern (Zestoden). Bisher sind 5 Arten mit unterschiedlicher geographischer Verbreitung beschrieben, die unterschiedliche Krankheiten auslösen können.
Der Fuchsbandwurm, Echinococcus multilocularis, ist der Erreger der alveolären Echinkokkose (AE). Die AE kommt in den klimatisch gemäßigten Zonen der Nordhalbkugel (Mittel- und Osteuropa, China, Japan, Kanada) vor und ist eine der gefährlichsten Zoonosen. Die Rate der diagnostizierten menschlichen Neuinfektionen liegt in Deutschland bei ca. 20 Fällen pro Jahr, Männer und Frauen sind gleichhäufig betroffen.
Der Hundebandwurm, E. granulosus, ist der Erreger der zystischen Echinokokkose (CE) und kommt weltweit vor, insbesondere in Regionen mit starker Weideviehzucht. Autochthone Fälle der CE sind in Deutschland sehr selten, bei Migranten werden jählich ca. 30 Infektionen gemeldet. Unter dem E. granulosus-Komplex werden mittlerweile mehrere Genospezies zusammengefasst, die sich besonders an verschiedene Zwischenwirte (Schaf, Pferd, Rind oder Büffel) angepasst haben.
Die Echinokokken der Neuen Welt (E. vogeli und E. oligarthrus) kommen nur in ländlichen Regionen Südamerikas vor. Menschliche Fälle dieser polyzystischen Echinokokkose sind sehr selten (weniger als 250) und ähneln klinisch der AE. Importinfektionen nach Europa sind nicht beobachtet worden.
Vor kurzem wurde eine weitere Art, E. shiquicus, in Tibet beschrieben. Das pathogene Potential dieser Art für den Menschen ist unklar.
Erregerbeschreibung und Vermehrungszyklus
Die reifen (adulten) Bandwürmer, die eine Größe von 3-5 mm erreichen, leben im Falle von E. granulosus hauptsächlich im Dünndarm des Hundes, im Falle von E. multilocularis hauptsächlich im Darm des Rotfuchses und des Polarfuchses (Endwirte). In Deutschland tritt in den letzten Jahren auch vermehrt der Marderhund als Endwirt auf, wohingegen Infektionen bei möglichen Haustier-Wirten (Hunde, Katzen) hierzulande äußerst selten sind. Endwirte können von mehreren (in einzelnen Fällen tausenden) adulten Würmern befallen sein.. Der Mensch kann nicht als Endwirt dienen. Der adulte Wurm besteht aus einer Kopfregion mit Hakenkranz und Saugnäpfen sowie aus einer kurzen Gliederkette mit 4 bis 5 Gliedern (Bild 1). In den letzten Gliedern reifen Eier heran, die mit dem Kot des Endwirtes ins Freie gelangen. Werden diese mikroskopisch kleinen Eier mit der Nahrung durch geeignete Zwischenwirte (bei E. multilocularis natürlicherweise kleine Nagetiere, bei E. granulosus Paarhufer) aufgenommen, schlüpft aus ihnen eine Sechshakenlarve, die über die Blutgefäße des Darmes in die Viszera eingeschwemmt wird. An die Stelle von Nagetieren oder Paarhufern kann auch der Mensch als Zwischenwirt treten. In den unterschiedlichen Organen wächst die Larve zu bläschenähnlichen Strukturen, den Metazestoden (Bild 2), heran. In den Metazestoden entwickeln sich Kopfanlagen (Protoskolezes), die wiederum zum adulten Bandwurm heranwachsen können, wenn der befallene Zwischenwirt von einem Endwirt gefressen wird.
Bild 1(links). Adulter Bandwurm aus dem Darm eines Fuchses. An der Kopfregion sind Hakenkranz und Saugnäpfe vorhanden. Im letzten Bandwurmglied sind heranreifende Eier zu erkennen.
Bild 2 (rechts). Heranwachsenden Larvenstadien (Metazestoden) von E. multilocularis in Kultur, isoliert aus der Leber des Zwischenwirtes. Das Larvengewebe besteht aus flüssigkeitsgefüllten Bläschen mit sich entwickelnden Kopfanlagen (Protoskolezes) an einer inneren Germinalschicht. Im menschlichen Zwischenwirt werden Kopfanlagen nur selten gebildet. Nach aussen sind die Bläschen von einer lichtbrechenden, azellulären läminären Schicht umschlossen.
Bild 3. Lebenszyklus von E. granulosus. Der Lebenszyklus von E. multilocularis ist ähnlich, Endwirt ist hauptsächlich der Rotfuchs, Zwischenwirte sind natürlicherweise Nagetiere.
Grafik: CDC, DPDx Image Library