Erkrankung
Krankheitsbilder
Wegen des langsamen Wachstums der Metazestoden treten erste Symptome beim Menschen erst nach 5 bis 15 Jahren Inkubationszeit auf. Die meisten Patienten befinden sich dann in der 5. Lebensdekade.
Alveoläre Echinokokkose (AE)
Beim Menschen ist bei der AE in ca. 97% primär die Leber betroffen, sehr selten andere Organe. Dort vermehrt sich die Larve und wächst innerhalb von Monaten zu einem Konglomerat kleiner Bläschen heran, die das Organgewebe infiltrieren (Bild 4), Nachbarorgane befallen und Metastasen (meist in Lunge oder Gehirn) bilden können. Die Krankheit wird nach dem WHO-PNM-Schema (P=Parasitenmasse in der Leber, N=Nachbarorganbefall, M=Metastasierung) mittels Bildgebung analog der TNM-Klassifikation für Malignome kategorisiert und in Stadien eingeteilt (I-IV). Neben der Metastasierung können Cholestase, Cholangitiden, Portalvenenthrombosen u. a. als Komplikationen auftreten. Die meisten Patienten, bei denen eine AE aufgrund einer klinisch apparenten Komplikation festgestellt wird, sind zum Zeitpunkt der Diagnose inoperabel.
Zystische Echinokokkose (CE)
Bei der CE ist in ca. 70% primär die Leber betroffen, in ca. 15% die Lunge und selten andere Organe. Dort wächst das Larvengewebe zunächst zu einer Mutterblase (Hydatide, Bild 5) heran, in der mit der Zeit Tochterblasen entstehen. Aufgrund von morphologischen Kriterien von bildgebenden Verfahren wird die Erkrankung in verschiedene Typen (CE1-6) und Aktivitätsgrade (1-3) eingeteilt. Mit zunehmendem expansivem Wachstum des Larvengewebes wird das umliegende Organgewebe verdrängt. Der von der zum Teil beachtlich groß werdenden Hydatide ausgehende Druck auf das umgebende Gewebe kann zu organtypischen Symptomen und Komplikationen führen. Weitere Komplikationen, wie eine peritoneale Aussaat und die daraus enstehende sekundäre Echinokokkose des Bauchraumes sowie eine anaphylaktische Reaktion können bei Ruptur einer Hydatide auftreten.
Bild 4 (links). Infiltrativ wachsendes bläschenartiges Larvengewebe von E. multilocularis in der menschlichen Leber bei alveolärer Echinokokkose. Schnitt durch ein makroskopisches Präparat des Pathologischen Instituts der Universität Würzburg.
Bild 5 (rechts). Eröffnete grosse Hydatide. Der Schnitt gibt den Blick in das innere der Mutterzyste frei, gelb-glänzend zeigt sich die Germinalschicht von E. granulosus. Operationspräparat der chirurgischen Klinik der Universität Würzburg.
Behandlung
Bei der AE wird aufgrund des biologischen Verhaltens des Parasitengewebes primär eine operative Entfernung angestrebt. Zusätzlich wird die Erkrankung medikamentös mit Benzimidazolen behandelt. In den meisten Fällen erweist sich diese orale antiparasitäre Chemotherapie jedoch nur als parasitostatisch und muss über viele Jahre erfolgen; gelegentlich kommt es jedoch zum Absterben des Parasiten.
Bei der CE kann je nach Lage und Anzahl der Hydatiden neben der Operation auch das sog. PAIR-Vefahren mit Punktion, Sterilisation und Absaugen des Zysteninhaltes zum Einsatz kommen. Benzimidazole werden zusätzlich verwendet, die bei der CE auch parasitozid wirken können.
- Für Informationen zu tropenmedizinischen Einrichtungen, die sich mit der Behandlung der Echinokokkosen auskennen, bitte hier klicken.
- Die Sektion Infektiologie und Klinische Immunologie der Universität Ulm bietet beispielsweise eine Spezial-Sprechstunde für die alveoläre Echinokokkose an.
- Die Sektion Klinische Tropenmedizin der Universität Heidelberg bietet beispielsweise eine Spezial-Sprechstunde für die zystische Echinokokkose an.